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Wie früher Schlafen gehen die Produktivität steigert

Ich bin eine Nachteule und in der Regel nicht vor 2 Uhr im Bett. Was ich um diese Uhrzeit tue? Von Abspülen, Serien schauen, Sprachnachrichten hinterlassen und arbeiten ist alles drin. Auch müde sein und trotzdem nicht schlafen gehen wollen kommt vor.
Oft genug hatte ich meinen ‚Flow‘ um Mitternacht herum und konnte die besten Ergebnisse liefern. Sowohl meine Bachelor- als auch Masterarbeit hab ich spätnachts geschrieben. Ich liebe die Ruhe die mich dann umgibt – es ist die Zeit des Tages, die mir alleine gehört in der ich nichts erledigen muss, weil der Tag quasi schon gelaufen ist. Die Dunkelheit hat etwas Beruhigendes, der Sternenhimmel etwas Magisches für mich und die Stille auf den Straßen ist für jemanden, der an der Hauptverkehrsstraße in München wohnt selten, aber geil.

Selbsterklärend ist dann natürlich, dass ich kein Morgenmensch bin. Ich wünschte ich wäre es – aber die Realität sieht so aus, dass ich auf dem letzten Drücker aufstehe, zur Tram renne und vor meinem ersten Kaffee am liebsten nicht angesprochen werden möchte. Mein Freund hingegen ist ein Morgenmensch, der wie ein Uhrwerk um 6 Uhr aufsteht – ob er nun muss oder nicht. Lange Zeit habe ich ihn belächelt, wenn er sich gegen 22:30 Uhr von mir verabschiedet hat und ins Bett ging. Wie spießig! Schlafen kann ich wenn ich Tod bin! Laaaaaangweilig.. #yolo!

Doch gelegentlich gönnte ich mir die Kostprobe – für meine Verhältnisse – früh schlafen zu gehen. Nicht zuletzt um beleidigt festzustellen, dass ich ausgeschlafen fitter und vor allem besser durch den Tag kam. Schluss mit dem Panda-Dasein. Bis ich mir und meinem 30 Jahre alten Körper endgültig dieses Zugeständnis machte, brauchte es etwas mehr. Das mit dem ‘ausgeschlafen sein‘ hätte ja auch Zufall sein können.
Das Problem an der Sache ist, dass man mir den Schlafmangel ansieht. Eigentlich schon immer, war mir bloß egal. Aber als mein Freund in einem Nebensatz fallen ließ, dass meine Augenringe am Freitag ihren Höhepunkt erreichen würden, nun, das war mir plötzlich nicht mehr so egal. Ein bisschen Eitelkeit steckt auch in mir. Bisher konnte ich über die “der Panda spricht”-Witze drüberstehen, weil mein Ego arrogant kontert mit “das sind die Schatten großer Taten”. Aber das Spiegelbild lügt nicht.

Meine neuste Challenge war also:

Täglich spätestens um 00:30 Uhr ins Bett gehen und pünktlich 07:45 Uhr aufstehen.

Die Herausforderung dabei war: Erstens die Zeit vom ersten klingeln des Weckers bis zum aufstehen um eine 1/2 Stunde zu verkürzen. Denn ja, meine Smooze-Taste erinnert mich eine Stunde (!) bevor ich aufstehe, dass ich aufstehen muss.
Zweitens mir meine Zeit so einzuteilen, dass ich die 1,5 Stunden täglich, die ich zukünftig verliere durch das früher schlafen gehen irgendwo anders reinhole. Ich dachte immer, wenn ich an Schlaf einspare weil ich weniger brauche, dann habe ich mehr Zeit für mich und alles Andere. Es war meine künstliche Verlängerung des Tages um alles zu schaffen, allem gerecht zu werden. Und so gesehen ging die andere Rechnung für mich nie auf.

Weniger Schlaf = mehr Zeit = bessere Produktivität vs.
Mehr Schlaf = weniger Zeit = bessere Produktivität?

Letztlich hab ich es einfach durchgezogen und mich an meinen ursprünglichen Gedanken festgehalten, den ich mit Zeit verbinde: “Zeit ist relativ, wenn die Ergebnisse stimmen.”

Vorteile

Nach zwei Wochen als absolute Nachteule und Freund der späten Stunde muss ich mir durch das ‘frühe’ Schlafen gehen folgendes eingestehen:

  • Mein Energiehaushalt hat weniger Schwankungen, sondern hält sich konstant über den ganzen Tag verteilt.
  • Entsprechend brauche ich weniger und kürzere Ruhepausen.
  • Die Zeit, die ich jetzt habe nutze ich effektiver und fokussierter in dem ich mir Zeitfenster für bestimmte ‘Aufgaben’ einräume.
  • Das bedeutet weniger Aufschieberitis und Rumsandeln.
  • Durch den ‘künstlich’ erschaffenen Zeitdruck bekämpfe ich den Perfektionisten in mir. Alle Zeit der Welt? Ist nicht mehr drin.
  • Die Panda-Äuglein verbessern sich.
  • Und Überraschung: Ich schaffe genauso viel, wenn nicht sogar mehr als davor.
  • Schlaf war für mich eine Notwendigkeit. Jetzt weiß ich es wertzuschätzen und freue mich darauf schlafen zu gehen. Es fühlt sich fast wie eine Belohnung an. Es lebe der Spießer in mir.

Fazit

Man könnte sagen ich bin endlich aufgewaaaacht! Ha! Schlaf ist wichtig, soweit verstanden. Dabei ist es vielmehr der Rhythmus, die Rituale und der festgelegte Zeitpunkt, wann mein Tag endet, was ungeahnte Energien freigesetzt hat. Weiter gedacht lässt sich das auf alles Mögliche adaptieren:

Hast du das Gefühl du schaffst zu wenig am Tag?
Möchtest du endlich dein Buch fertig lesen?
Geht dir die Puste im Laufe des Tages aus?

Versuch es. Geh’ früher ins Bett oder nutze die letzte Stunde/ die letzten 20 Minuten am Tag zum lesen, aufräumen, kuscheln – was auch immer. Verschaffe dir einen ‘künstlichen’ Zeitdruck. Räume dir Zeitfenster ein. Halte dich dran und ziehe es 2-3 Wochen durch. Mache ein Ritual daraus. Freue dich darauf. 🙂

Ich freu’ mich von deinen Erfahrungen zu lesen!

Deine YV.ON

Im Übrigen: Am Wochenende sehe ich das nicht ganz so streng. Da darf es auch mal 2 Uhr nachts werden. 😉

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